Unsere Heldin Vivian Glade

Hey, mein Name ist Vivian Glade und ich bin 1974 in Magdeburg geboren.

Ich bin als Tochter einer afro-deutschen Mutter und eines jüdischen Amerikaners aufgewachsen. Für eine Mutter war es nicht einfach – sie ist in der DDR aufgewachsen. Sie ist dort nach ihrem Studium Jazzsängerin geworden. 1973 hat sie meinen Vater kennen und lieben gelernt. Leider ist sie letztes Jahr verstorben.

Bis ich 42 Jahre alt war wusste ich nicht wer mein Vater ist, geschweige denn wo er ist.
Ich ließ einen Kumpel meiner Tochter bei uns auf dem Sofa übernachten. Er liebte DDR Musik und sagte mir, er könnte jede Aufnahme der Zeit besorgen. Da fiel mir ein, dass meine Mutter mir mal erzählte, dass mein Vater bei einer Aufnahme mit einem Amerikaner mitwirkte. 15 Minuten später hielt ein Bekannter meiner Tochter mir ein Album unter die Nase – ich dachte mir: das gibt’s doch nicht! Da stand der korrekte Name meines Vaters – ich habe online recherchiert und drei Männer angeschrieben. Der einzige der antwortete war tatsächlich mein Vater. Wir haben einige Zeit später auch einen Test gemacht, der es nochmal bestätigte.

Wir sind schnell ganz eng miteinander geworden, was mich sehr glücklich gemacht hat.

Ich wurde sehr früh Mutter – mit 17 bekam ich mein erstes, mit 21 mein zweites Kind. Der Vater meines Sohnes verließ mich noch während der ersten Schwangerschaft. Mit dem Vater meiner Tochter bin ich bis heute noch sehr eng befreundet - er ist quasi mein bester Freund.

Als ich meinte Tochter taufen lassen wollte, erzählte mir der Pastor, dass die Flötenlehrerin der Gemeinde verstorben sei. Ich stellte mich vor und durfte nach kurzer Zeit einige Kinder musikalisch unterrichten. Da ich aber schnell entschieden habe, dass „Pink Panther“ viel cooler ist als klassische Musik, hatte ich in kürzester Zeit keine 5, sondern 20 Kinder in meinem Unterricht sitzen.

Nach einem halben Jahr wurde ich gefragt, ob ich einen Chor gründen möchte. Von Gospel hatte ich erst gar keine Ahnung – beim Musikhaus Steiner habe ich mir Noten gekauft und dachte mir: wer will denn sowas singen? Also entschied ich mich dazu die Stücke selbst zu arrangieren. Es dauerte nicht lang und es kamen 50-60 Leute zu den Proben.

Ich gründete einen weiteren Chor, die Prayers&Preachers, ein Jugendchor und ein Erwachsenenchor. 2006 war ein Filmstudent aus Hannover bei uns und hat seine Bachelorarbeit über meine Arbeit und den Chor geschrieben. Seine bestandene Arbeit wurde vielen Sendern zur Verfügung gestellt. Dadurch konnten wir beim ZDF beim Grand Prix der Chöre teilnehmen und belegten den zweiten Platz. Das war ein tolles Erlebnis für uns alle.

Ich liebe glückliche Menschen. Als im ersten Lockdown viele isoliert und traurig wurden, habe ich mit „Kopp hoch!“ ein Angebot geschaffen, das via Livestream in die Wohnzimmer kam. Seit August 2020 streame ich mit einem Team Ehrenamtlicher neben „Kopp hoch!“ auch ein interaktives Angebot aus der Emmausgemeinde unter dem Titel „Zuhausekirche“. Wir sind damit europaweit einmalig. Bis heute können wir damit trösten und Menschen zu einem guten Miteinander inspirieren und wachsen beständig.

 

 

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