Unsere Heldin Anna Schoer

Ich heiße Anna Schoer, bin 30 Jahre alt, in Cuxhaven geboren und Einzelkind. Ich war damals auf der Realschule und habe mir, wie so viele Jugendliche in dem Alter überlegt, was ich nach der Schule machen möchte. Damals wusste ich es noch nicht so wirklich. Deshalb bin ich anschließend auf die BBS gegangen und habe nach der einjährigen Berufsfachschule Wirtschaft die Fachoberschule Wirtschaft besucht. Im ersten Jahr absolviert man dort parallel zur Schule ein Praktikum. Ich habe damals mein Praktikum bei Appel Feinkost im Marketing gemacht. Dies gefiel mir auch ganz gut. Nach dem ersten Jahr habe ich die Chance auf einen Ausbildungsplatz in dem Unternehmen bekommen und diese genutzt. Die FOS habe ich dann nach dem ersten Jahr abgebrochen und im August 2010 dann meine Ausbildung zur Industriekauffrau angefangen.

Im November 2010 bin ich in die Freiwillige Feuerwehr bei mir im Ort eingetreten. Das hat mich sofort gefesselt und nach jedem Lehrgang, den ich dort besucht habe, wurde mir klar, dass ich nicht mein Leben lang im Büro arbeiten möchte, sondern zur Berufsfeuerwehr will. Meine Ausbildung wollte ich jedoch nicht abbrechen und habe diese nach drei Jahren als fertige Industriekauffrau abgeschlossen. 

Mein Wunsch zur Berufsfeuerwehr zu gehen hatte aber ein Hindernis. Zu der Zeit musste man noch einen handwerklichen Beruf gelernt haben, um bei der Berufsfeuerwehr anfangen zu können. Seit ein paar Jahren ist eine handwerkliche Ausbildung aber nicht mehr zwingend Pflicht. Ich habe mich damals auch bei der Berufsfeuerwehr Cuxhaven beworben, wurde dort aber nicht genommen. 2015 schrieb die Berufsfeuerwehr Bremerhaven aus. Dort habe ich mich dann beworben und am Einstellungstest teilnehmen dürfen. Der schriftliche Teil war für mich kein Problem. Dann ging es zum Sporttest. Um ehrlich zu sein, bin ich beim ersten Mal ein wenig blauäugig an die Sache herangegangen. Dies wurde mir dann zum Verhängnis. Leider bin ich beim Ziehen eines 75kg-Dummys, den man rückwärts innerhalb von < 70 Sekunden dreimal um eine 11 m lange Strecke herumziehen muss, ausgeschieden. Daraus habe ich gelernt und bin stärker geworden. Ich habe mir einen LKW Reifen besorgt und damit das Dummy ziehen geübt. Selbstverständlich musste ich die restlichen Anforderungen ebenso trainieren.

Das Jahr darauf habe ich mich dann erneut beworben. Bis zum 200m Schwimmen lief alles gut. Leider war ich ein paar Sekunden zu langsam und bin erneut ausgeschieden.

Aufgeben war für mich aber keine Option. Ich habe härter trainiert, mir Hilfe von einem Freund geholt, der meine Schwimmtechnik verbessert hat und weiter mein Ziel vor Augen behalten.

Beim dritten Einstellungstest wurde mein eiserner Wille belohnt. Ich habe alle Anforderungen beim Sporttest geschafft. Nun ging es zum Praxistest. Hier wurde geprüft, ob man ein paar handwerkliche Fähigkeiten besitzt. Auch diesen Praxistest habe ich bestanden und so ging es einige Wochen später für mich zum Vorstellungsgespräch. Ein paar Tage später bekam ich dann die Zusage. Ich war unendlich glücklich es endlich geschafft zu haben.

Nun lagen nur noch die Gesundheitsuntersuchungen beim Amtsarzt und Betriebsarzt vor mir. Auch diese verliefen ohne Beanstandungen. Am 01.04.2018 habe ich dann meine Ausbildung zur Brandmeisterin angefangen. Die Ausbildung hat 4 Jahre gedauert und beinhaltete neben der Ausbildung zur Brandmeisterin auch die Ausbildung zur Notfallsanitäterin.

Für mich ist dieser Job ein absoluter Traumjob.

Besonders in solch einem Beruf braucht man einen guten Ausgleich. Erholung bekomme ich mit meinen beiden Hunden, einem mittelgroßen Mischling und eine Deutsche Dogge, in der Natur. Mit meiner besten Freundin war ich zuletzt im Wanderurlaub im Harz. Dort bekommt man den Kopf am besten wieder frei und man wird wieder fit für die nächsten Dienste.

Eine Botschaft an andere Frauen in Bremerhaven, die eine Karriere bei der Feuerwehr in Betracht ziehen:  

Man muss sich vorher gut informieren und für sich selbst wissen, ob man diesen Job auch wirklich machen möchte. Im Vorfeld sollte man auf der Homepage der Feuerwehr Bremerhaven nachlesen, was die Anforderungen sind. Eine gute Fitness muss man mitbringen. In diesem Beruf muss man jeden Tag 100% geben. Wir müssen uns alle aufeinander verlassen können.

Das macht das Ganze aber auch erst zu einer großen Familie. Man verbringt auf der Wache viel Zeit miteinander. Wir sind 2-3 Mal die Woche für je 24h zusammen im Dienst und erleben eine Menge zusammen.

Meine letzte Botschaft lautet: Wenn du etwas willst, dann arbeite dafür.  Gebt nicht einfach auf. Lass dich nicht von anderen Menschen davon abbringen, für das zu kämpfen, was du willst. Kämpfe für deine Träume und Ziele.

Ich habe aber sehr viel meinem langjährigen Leichtathletiktrainer zu verdanken.  Mein Trainer hat mir gezeigt, dass man mit hartem Training und Disziplin an seine Ziele gelangen kann. Während viele andere Jugendliche am Wochenende in der Disco feiern waren und ausgeschlafen haben, standen meine Mitathleten und ich am frühen Sonntagmorgen auf dem Sportplatz, um zusätzliche Trainingseinheiten zu absolvieren. Wir hatten während der Wettkampfsaison 4-5 Mal in der Woche Training. Ich nahm an Bezirksmeisterschaften teil, qualifizierte mich für Landesmeisterschaften und Norddeutsche Meisterschaften.

Niemals aufgeben und aus Niederlagen stets lernen und stärker werden.

 

 

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