Unsere Heldin Charity Young

Ich bin Charity Young aus Nigeria, Westafrika.  Ich komme aus der Region Delta. In Delta haben wir verschiedene Sprachen.  Es sind keine Dialekte, sondern Sprachen.  Es gibt etwa 160 Sprachen in Nigeria.  Wir sprechen Pidgin-Englisch und unsere anderen drei Hauptsprachen Hausa, Igbo und Yoruba. Englisch ist die offizielle Sprache in Nigeria. Wenn wir alle zusammenkommen, sprechen wir Pidgin-Englisch, damit wir uns gegenseitig verstehen können.  

1982 kam ich nach Deutschland. Ich war verheiratet und kam mit meinem Mann hierher.  Er war Seemann und ging in Nigeria an Bord eines Schiffes. Unsere Ehe ging leider in die Brüche und ich musste mich als alleinerziehende Mutter durchschlagen und habe angefangen Deutschkurse zu besuchen. Während meine Kinder nachmittags Hausaufgaben machten, habe ich gelernt. 

1990 bekam ich eine Arbeitserlaubnis und fing meinen ersten Job im Fischereihafen an. Aber ich wollte mehr machen und mehr erreichen. So habe ich eine Weiterbildung gemacht und später in einem Projekt gearbeitet, in dem ich Migrant*innen helfen und sie beraten konnte.

Nachdem das Projekt auslief habe ich einen neuen Job im Hafen angenommen und fuhr bis 2005 Autos auf und von Schiffen.  

 

Im Jahr 2009 bekam ich über das AFZ wieder einen Job im Columbus Center im Tourismuszentrum.  Ich habe mich um den Ticketverkauf und viele andere Dinge gekümmert.
Im AFZ Bremerhaven habe ich einen Existensgründungskurs besucht. Dieser Workshop hat mich so inspiriert, sodass ich danach zu Hause direkt meine Idee aufgeschrieben habe. Ich wusste wie man Lebensmittel konserviert, da ich jahrelang im Fischereihafen gearbeitet hatte – so kam ich auf die Idee mein eigenes Essen in Gläser einzulegen und zu verkaufen. Ich bekam viel Unterstützung und so hatte ich sechs Monate Zeit es zu versuchen. Mein Unternehmen war nun registriert, ich hatte mein Logo und alles war in Ordnung. Meine Produkte wurden in Asien, Afro/Afrika in Bremerhaven bis Bremen verkauft.  Ich habe sie überall platziert. Doch im Laufe der Zeit kamen Angestellte des Gesundheitsamtes auf mich zu und wiesen mich darauf hin, dass es verboten wäre meine private Küche zu nutzen, um Lebensmittel zu verkaufen. So musste ich meine Tätigkeit beenden und stelle mir nun die Frage: was soll ich jetzt tun.  Ich ging weinend zum AFZ zurück, da ich nicht wusste, was ich tun sollte.  Ich fühlte mich, als wäre ich in ein großes Loch gefallen und war deprimiert. 

 

Ich suchte überall nach einer Großküche und fand nichts, was ich hätte mieten können. Frau Monica Kotte vom AFZ war ein Engel.  Sie war fest entschlossen, mir zu helfen.  Sie war gut vernetzt und kannte viele Leute. Daraufhin kam sie auf die Idee, eine Küche des AFZs in Wulsdorf zu nutzen. Es war wie eine Haushaltsküche, aber da es sich um einen öffentlichen Raum handelte, war es für die Gesundheitsbehörden akzeptabel. 

 

Die kleinen Läden, die bisher mein Sortiment führten, waren nicht mehr interessiert und ich musste meine Pläne überdenken. So organisierte ich mir einen kleinen Stand auf dem Geestemünder Wochenmarkt. An meinem ersten Tag waren um 11.00 Uhr schon all meine Produkte verkauft. In der nächsten Woche wurde ich eingeladen, an einem Samstag wiederzukommen. Jetzt verkaufe ich zweimal pro Woche in Bremerhaven.

Ich schätze meine Kunden sehr. Sie halten mich stark.  Wenn ich nicht auf dem Markt bin, rufen sie mich an und fragen, wo ich bin.  

Meine Beweggründe, Nigeria zu verlassen, waren, dass ich nach fünf Jahren hier dachte, ich hätte Geld verdient und könnte zurück nach Nigeria gehen und mein eigenes Geschäft aufbauen.  Fünf Jahre nachdem ich hier war, war ich nicht einmal in der Lage grammatikalisch korrekt Deutsch zu sprechen. Ich war auf meinen Mann angewiesen, weil sie sagten, dass ausländische Frauen keine Arbeit bekommen können. Doch ich habe es geschafft und bin sehr glücklich damit.
In meinem Leben gibt es kein besonderes Motto, aber ich glaube, dass wir weitermachen müssen. Wenn du stolperst und fällst, wartet eine andere Gelegenheit auf dich.  Die nächste Tür wird sich für dich öffnen. So war es für mich in all den Jahren, in denen ich in Deutschland war.  

 

 

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