Unsere Heldin Marlies Menger

Mein Name ist Marlies Menger. Ich wurde 1960 in Bremerhaven geboren und bin behütet in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen. In Bremerhaven lebe ich auch jetzt.

Zu meiner Schulzeit war es so, dass man sich nach der vierten Klasse entscheiden musste, ob man das Gymnasium oder die Realschule besuchen möchte. Trotz einer Gymnasialempfehlung  waren meine Eltern dafür, dass ich auf die Realschule gehe. Ich selber hatte natürlich im Alter von 10 Jahren noch keine konkrete Vorstellung davon, wie mein Leben einmal aussehen sollte. Also machte ich das so.

Mit 12 Jahren bekam ich eine ausrangierte Rollfilmkamera geschenkt und war von Anfang an von der Fotografie fasziniert! Von meinem Konfirmationsgeld kaufte ich mir eine erste  Spiegelreflexkamera. So kam der Wunsch auf, Fotografin zu werden. Von den Eltern und der Berufsberatung wurde mir das ausgeredet. Trotz all meiner anderen Tätigkeiten habe ich das Interesse an der Fotografie nie verloren.

Auf der Realschule lernte ich neben der 1. Fremdsprache Englisch auch Französisch. Damit hätte ich immer noch Abitur machen können. Als die Realschulzeit beendet war, entschied ich mich jedoch dagegen, eben auch auf den Rat meiner Eltern. Ich wusste immer noch nicht so recht, was ich werden wollte. Mit 16 begann ich eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. Leider war ich mit dieser Arbeit nicht so glücklich, beendete trotzdem die Lehre. Im Anschluss besuchte ich die Fachoberschule und erlangte mein Fachabitur. Damit hätte ich Bauingenieurin oder Architektin werden können. All das wollte ich aber nicht. Ich wollte etwas „Lebendiges“ und somit entschied ich mich für eine zweite Ausbildung zur Tierarzthelferin. Leider konnte ich dort nicht so viel lernen, da die Praxis neu war und es noch sehr wenige Kunden gab. Dennoch habe ich auch diese Ausbildung abgeschlossen.

Ich begann wieder als Bauzeichnerin zu arbeiten. 15 Jahre lang war ich in einer Tiefbaufirma tätig, bis ich aufgrund einer Insolvenz diesen Arbeitsplatz verlor.

Nach dem Verlust dieser Arbeitsstelle schrieb ich über 200 Bewerbungen, ohne Erfolg. Die Zeit verging und es gelang mir einfach nicht, wieder eine Anstellung zu bekommen. Aus den Medien erfuhr ich, dass der „Meisterzwang“ für Fotografen abgeschafft wurde. So entstand die Idee, mir meinen Arbeitsplatz selber zu schaffen und doch noch das zu werden, was ich mir immer gewünscht hatte: Fotografin! Ich besuchte ein Existenzgründerseminar und machte ein Praktikum bei einer Fotografin. Am 1. Januar 2007 startete meine Firma unter dem Namen „Marlies Menger mobile Fotografie“. Die Idee bestand darin, mit meiner mobilen Ausrüstung zu den Kunden nach Hause zu kommen und dort quasi ein Fotostudio aufzubauen. Ich hoffte, damit eine Marktücke für mich zu finden. Doch es stellte sich heraus, dass viele Kunden gerne in ein Fotostudio gekommen wären. Es ergab sich dann die Gelegenheit, in der „Alten Bürger“ Räume dafür zu mieten. Einige Jahre arbeitete ich dort und immer auch bei Kunden vor Ort oder in Parks und Gärten. Als ich für diese Räume die Kündigung erhielt, war ich schockiert. Doch es hätte mir gar nichts Besseres passieren können, weil es letztendlich dazu führte, dass ich mein jetziges Studio fand: In einer alten Stadtvilla in der Frühlingstraße 10, direkt am Bürgerpark! Da die Arbeit mit Ausrüstung bei den Kunden zu Hause gar nicht mehr gefragt war, änderte ich den Firmennamen auf „Fotografin Marlies Menger“.

Regelmäßig besuchte ich Fortbildungsveranstaltungen für Profifotografen. Vieles war „learning by doing“. Und das ist es auch immer noch ein wenig. Es gibt immer wieder Neues zu lernen oder Bestehendes zu verbessern.

Leider ist am Anfang meiner Selbständigkeit meine Mutter verstorben. Mein Vater lebte nun alleine in Beverstedt. Anfangs waren mein Partner und ich jeden Tag bei ihm, um ihm zu helfen. Später reduzierten wir das auf 3 x die Woche, kochten immer für die anderen Tage vor. Es stellte sich dann heraus, dass er an Demenz erkrankt war. Im Laufe der Zeit gab es unterschiedliche Modelle, um ihn zu unterstützen. Eine Weile funktionierte alles mit unserer Hilfe, mit der Zusammenarbeit mit der Sozialstation und einem ehrenamtlichen Besucher.

Später stellten wir einen Herrn ein, der 24 Stunden für meinen Vater da war (zu dem Zeitpunkt war das noch so erlaubt). Die beiden verstanden sich sehr gut, was für mich eine große Beruhigung und Entlastung darstellte. Trotzdem war ich weiter an 2 Tagen in Beverstedt oder fuhr mit meinem Vater zu Arztterminen nach Bremerhaven.

Im Februar 2020 verstarb dann leider auch mein Vater. Dadurch ergab sich der Kontakt zum Bestattungsinstitut Schlange, wodurch sich eine Kooperation ergab, zunächst nur als „Corona-Notprogramm“ gedacht. Zu dem Zeitpunkt durften nur 3 Personen an einer Trauerfeier teilnehmen. So entstand die Idee, in der Kapelle oder am Grab von der Trauerdekoration Fotoaufnahmen zu machen und damit ein kleines Fotobuch zu erstellen, was dann die Angehörigen bekommen. Das kam so gut an, dass wir bis heute zusammenarbeiten. Jede Woche habe ich außer meinen eigenen Kunden einige Aufträge vom Beerdigungsinstitut.

Das Angebot für meine Kunden umfasst Einzel- und Familienportraits, Fotoaufnahmen vom Babybauch und von Babys, Hochzeitsfotos, Aufnahmen von Haustieren, Bewerbungsfotos und Businessportraits. Seit ca. 4 Jahren biete ich auch die Irisfotografie an.

Mir macht meine Arbeit so viel Freude, dass ich eigentlich keinen richtigen Ausgleich brauche. Auf jeden Fall bin ich gerne draußen, gehe spazieren, fahre Rad oder bin einfach in meinem kleinen Garten.

Den Menschen da draußen würde ich gerne sagen: „Sei Du selbst! Tu, wozu Du Dich berufen fühlst und lass Dir das nicht ausreden!“

 

 

 

 

 

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