Unsere Heldin Antje Boetius

Mein Name ist Antje Boetius und ich bin 1967 in Frankfurt am Main geboren. Meine Mutter war Oberstudienrätin für Germanistik und Französisch und mein Vater war Schriftsteller. Meine zwei Geschwister und ich sind in Darmstadt aufgewachsen.
Als Kind hatte ich verschiedene Erlebnisse rund um das Meer, zum Beispiel Zelten an den Küsten von Dänemark, Norwegen, Holland. Mein Großvater war Kapitän, er hat mir oft aufregende Geschichten von der Seefahrt erzählt und sah dabei so glücklich aus.
Meine Eltern haben sich sehr früh getrennt, so war meine Mutter alleinerziehend. Sie hat immer dafür gesorgt, dass es uns an nichts fehlt und mir sehr früh das Lesen beigebracht. Fernsehen gab es bei uns wenig – so waren Bücher meine Welt. Am liebsten habe ich Geschichten über das Meer, Piraten – und Abenteuergeschichten gelesen. Das hat alles dazu beigetragen, dass ich auch so gerne am und im Meer bin. Und aus all diesen Einflüssen entstand mein Traum, selbst zur See zu fahren. Diese Idee hat mich nie losgelassen.
Meine Familie hat mich auf meinem Weg immer unterstützt und bestärkt. Ich wollte also unbedingt Meeresforscherin werden. So zog ich nach meinem Abitur in 1986 nach Hamburg. Ich wollte so früh wie möglich, also schon als Studentin zur See fahren. Als studentische Hilfskraft, mit 21 Jahren, bin ich dann erstmals an Bord eines Forschungsschiffes gekommen und habe gemerkt: es ist genau das, was ich möchte!
An Bord bei der ersten Expedition in der Tiefseeforschung war ich zutiefst beeindruckt, wie schwierig die Forschung ist und wieviel es noch zu entdecken gibt. Durch meinen Professor Hjalmar Thiel hatte ich dann die unglaubliche Gelegenheit für einen Auslandsaufenthalt, ein Jahr (1988-1989) nach Amerika, San Diego, zu gehen -  zu einem der bekanntesten Meeresforschungsinstitute, dem Scripps institution of Oceanography.
Ich kam danach zurück nach Deutschland, um mein Studium abzuschließen. Viele meiner Arbeiten und Zertifikate aus Amerika wurden mir hier angerechnet. Eigentlich wollte ich dann zurück nach Kalifornien für die Doktorarbeit, aber wie es das Leben so schreibt: bei der nächsten Expedition verliebte ich mich in einen Bremerhavener Seemann. Daher schrieb ich dann auch meine Diplom- und Doktorarbeit hier.
In der Zeit stellte sich heraus, dass ich mich zu 100% auf die Tiefseeforschung spezialisieren möchte. Mich interessiert das unsichtbare Leben, Mikroorganismen. Da war ich in Bremerhaven und Bremen an der richtigen „Adresse“.
Nach meiner Doktorarbeit im Jahr 1996 habe ich promoviert und habe einen Postdoc-Job am Institut für Ostseeforschung bekommen. Auch dort konnte ich Teil eines spannenden Tiefseeforschungsprojekts im Indischen Ozean sein. Mit meinen zwei Postdoc-Phasen hatte ich die Möglichkeit, so gut wie alle Meere zu bereisen.
Danach suchte ich nach einer langfristigen Berufsperspektive. Mir wurde klar, ich musste mehr lernen, neue Methoden ausprobieren und eine größere Themenvielfalt bearbeiten.
So ging ich in 1999 nach Bremen, an das Max-Planck Institut für Marine Mikrobiologie. Dort habe ich eine Entdeckung gemacht, welche mein Leben veränderte: Ich konnte die Einzeller finden, die das Faulgas Methan zersetzen, das im Meeresboden entsteht. Die Mikroorganismen sorgen dafür, dass dieses Treibhausgas gar nicht erst in die Atmosphäre kommt. Diese Entdeckung ist bis heute wichtig und wir haben daran weitergearbeitet.

 

Ich wurde dann mit 34 Jahren Professorin bei der „International University Bremen“. Es war spannend, einen neuen Campus mit aufzubauen. Mir war wichtig, dass mein Beitrag zur Wissenschaft mehr ist als Forschung. Auch Lehre gehört dazu und das Aufbauen von neuen Methoden und Infrastrukturen wie auch der Wissenstransfer und Dialog mit der Gesellschaft. In der Zeit seit 2011 wuchs mein Labor immer weiter, wir hatten viel zu tun mit allen Arten von Tiefseeforschung.  Immer mehr hatte mit der Frage der Auswirkung des Klimawandels zu tun. Als ich 50 Jahre alt wurde, wollte ich nochmal was neues erleben und einige Zeit ins Ausland und dachte dabei an Kanada. Kurz bevor soweit war, bekam ich einen Vorschlag, ob ich mich nicht für die Stelle als Direktion des Alfred Wegener Instituts bewerben möchte. Ich habe darüber sehr lange nachgedacht, weil ich die Unabhängigkeit in der Forschung so sehr mag. Dann habe ich mich aber dafür entschieden, ins Wissenschaftsmanagement zu gehen und habe es auch nicht bereut – allerdings auch nicht ganz aufgehört mit der Forschung und den Expeditionen. Das ist halt ein wichtiger Teil meines Lebens. 

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